Papierkörbe benutzen ist super – aber was, wenn sie überquellen?
25. Oktober 2025Die Freiheit stirbt scheibchenweise.
3. November 2025München / 29.10.2025
Die Entscheidung der Thomas-Dehler-Stiftung, Imam Benjamin Idriz mit dem diesjährigen Thomas-Dehler-Preis auszuzeichnen, hat innerhalb der FDP und darüber hinaus zu kontroversen Diskussionen geführt. Auch ich, Tim Sieber, Kandidat für den Münchner Stadtrat und den Bezirksausschuss Schwabing-West, sehe diese Entscheidung kritisch.
Es steht außer Frage, dass Benjamin Idriz in der Vergangenheit wichtige Beiträge zur muslimischen Integration und zum interreligiösen Dialog geleistet hat. Seine Arbeit in Penzberg und München hat vielen Menschen Orientierung gegeben und Brücken zwischen Kulturen gebaut. Diese Verdienste verdienen Anerkennung.
Gleichzeitig darf jedoch nicht übersehen werden, dass Idriz durch Äußerungen aufgefallen ist, die aus meiner Sicht mit den Grundwerten liberaler Politik nicht vereinbar sind. Besonders problematisch sind Aussagen, in denen er die israelische Regierung mit der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) verglich und damit eine gefährliche Relativierung vornahm.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft München kritisierte: „Wenn Idriz nach einem begrüßenswerten Appell an Muslime sich vom IS zu distanzieren, ergänzt: ‚Wie heilsam wäre es gewesen, wenn auch innerhalb der jüdischen Gemeinden eine ebenso eindeutige und öffentliche Distanzierung von den Handlungen der israelischen Regierung erfolgt wäre‘, wird damit implizit eine untragbare Gleichsetzung vorgenommen.“
Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, nannte die Preisvergabe „schockierend“ und schrieb in einem offenen Brief: „Allein die Tatsache, dass eine Person wie Idriz für den Preis in Betracht gezogen worden sei, sei ein bedenkliches Zeichen für die innere Dynamik des Thomas-Dehler-Preises.“
Auch das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München äußerte sich deutlich: „Idriz lasse in seinen Äußerungen immer wieder ein klares Ja zum Existenzrecht Israels und eine glaubwürdige Haltung gegen Antisemitismus vermissen.“
Demgegenüber verteidigte die Thomas-Dehler-Stiftung die Entscheidung. Stiftungspräsident Thomas Hacker erklärte: „Wir kennen ihn als Brückenbauer.“ Die Stiftung würdigte Idriz und seine Gemeinde als „Vorbild für gelungene Integration“ und lobte ihren „konsequent freiheitlichen, dialogorientierten und integrationsfreundlichen Ansatz im Islam“.
Benjamin Idriz selbst wies die Vorwürfe zurück: „Wenn ich Kritik geäußert habe, so war sie ausdrücklich nicht gegen den Staat Israel oder gegen jüdische Menschen gerichtet, sondern gegen die Kriegsführung der derzeitigen israelischen Regierung.“ Er betonte: „Gewalt gegen Unschuldige bleibt Gewalt, egal, von welcher Seite sie ausgeht.“ Zudem habe er die Shoah „als beispielloses Menschheitsverbrechen“ bezeichnet und lehne Antisemitismus ebenso wie Islamfeindlichkeit entschieden ab.
Die Thomas-Dehler-Stiftung steht für Rechtsstaatlichkeit, Toleranz und den Kampf gegen Intoleranz und Hass. Die Preisvergabe an eine Person, deren Aussagen diese Prinzipien in Zweifel ziehen, beschädigt das Ansehen der Stiftung nachhaltig. Ich hätte mir von den Verantwortlichen mehr Fingerspitzengefühl und eine sorgfältigere Abwägung gewünscht.
Offensichtlich wurden die Verantwortlichen von der Wucht der Kritik vollkommen überfahren. Die mangelnde Vorbereitung und fehlende Sensibilität im Umgang mit berechtigtem Widerspruch offenbaren ein Maß an Unprofessionalität, das in der Leitung einer politischen Stiftung nicht akzeptabel ist. Diese Fehlleistung muss Konsequenzen haben.
Ich fordere daher die Verantwortlichen der Thomas-Dehler-Stiftung auf, die Konsequenzen aus dieser Fehlentscheidung zu ziehen und ihre Ämter in der Leitung der Stiftung niederzulegen. Nur so kann das Vertrauen in die Stiftung und ihre Werte wiederhergestellt werden.
Die FDP muss sich klar und unmissverständlich gegen jede Form von Antisemitismus und Relativierung von Terror stellen – unabhängig davon, von welcher Seite sie kommt. Das ist nicht nur eine Frage der politischen Haltung, sondern eine moralische Verpflichtung.
